Fall Oury Jalloh: Brandgutachten widerlegt Selbstmordhypothese

Wie ist es möglich, dass ein Mensch in einer Gefängniszelle im sogenannten „Sicherheitsgewahrsam“ verbrennt und die Todesumstände seit 9 Jahren ungeklärt bleiben?

Neue Anknüpfungspunkte für weitere Ermittlungen im Fall Oury Jalloh wurden auf einer Pressekonferenz am 12.11.2013 im Haus für Demokratie und Menschenrechte durch die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh präsentiert. Der 23-Jährige war am 7. Januar 2005 in einer Zelle im Dessauer Polizeirevier verbrannt. Bisherige Brandgutachten wurden unter Vorgaben von Gericht und Staatsanwaltschaft erstellt und gingen jeweils von der Selbstmordthese aus. Nachdem deutsche Brandgutachter, die von Aufträgen der Gerichte abhängig sind, die Anfragen der Initiative abgelehnt hatten, wurde ein Brandgutachter in Irland mit dem Gutachten beauftragt. Dieser kam nach Tests nun zu dem Schluss, dass unter vergleichbaren Bedingungen das Brandbild vom 7. Januar 2005 nur mit Brandbeschleunigern erzeugt werden kann und erläuterte dies im Detail auf der Pressekonferenz; die Hypothese der Selbstanzündung des an Händen und Füßen fixierten Oury Jallohs mit einem Feuerzeug ist somit widerlegt, ein Dritter muss ihn demnach angezündet haben.

Die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh hat zusammen mit dessen Familienangehörigen auf der Grundlage des neuen Gutachtens dem Generalbundesanwalt eine Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Mordes oder Totschlag übermittelt. „Der Anspruch einer rückhaltlosen Aufklärung der Todesumstände Oury Jallohs erscheint uns in Zuständigkeit der Landesbehörden Sachsen-Anhalts nicht umsetzbar“ so das Fazit der Initiative nach insgesamt vier Jahren Prozessbegleitung an zwei verschiedenen Schwurgerichten des Landes Sachsen-Anhalts. Viele Zeitungsberichte waren sich nach der Pressekonferenz nun einig, dass mit dem unabhängigen Brandgutachten die Mordthese gestützt wird. Der leitende Oberstaatsanwalt in Dessau-Roßlau zeigte sich nun ebenfalls interessiert. Die Frage, warum die neunjährige Arbeit einer Initiative, die Spenden vieler Menschen und ein privat finanziertes aufwendiges unabhängiges Brandgutachten notwendig ist, damit die einseitige Stoßrichtung der bisherigen Brandgutachten angezweifelt wird, bleibt.

Da das Brandgutachten noch nicht finanziert ist, braucht die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh weiterhin eure Unterstützung. Unter http://initiativeouryjalloh.wordpress.com/2013/02/08/700-x-50-euro-fur-unabhangigen-brandgutachter/ erklären sie weitere Hintergründe und Möglichkeiten zur Spende.

Video zum Film zum Brandgutachten:

http://initiativeouryjalloh.wordpress.com/2013/11/12/video-brandgutachen-fire-investigation/

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